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Ulux's Ring
Heribert Ester (C) 2000

Damals, vor langer Zeit, als es noch Wölfe und Drachen gab, saß in seiner Höhle mit leuchtenden Augen über sein winziges Feuer gebeugt Ulux, der Schmied.

Was er in Händen hielt, immer wieder andächtig betrachtete und dann und wann auf dem kleinen Ambos auf seinem Tisch legte, um es mit einem kleinen Hämmerchen zu bearbeiten, war ein Ring, an dem er nun schon seit Tagen arbeitete.

Immer und immer wieder hatte er ihn betrachtet, das Geflecht aus Goldfäden bewundert, doch nur, um sich am Ende einzugestehen, daß dies noch nicht der Ring war, den Alin, der Stein, verdient hatte. Alin war etwas Besonderes und hatte einen besonderen Ring verdient.

Gleich, als Ulux ihn in einer Felsspalte entdeckt und ihn herausgeholt hatte, war es ihm, als sei es Alins Wunsch gewesen, nur von ihm gefunden zu werden, oder für immer in dieser Spalte verborgen zu bleiben.

"Ich bin Alin, der Findstein!" hatte Alin ihn begrüßt. Er schillerte in den schönsten Farben, die je ein Mensch gesehen hatte.

Ulux betrachtete ihn wie ein Wunder, viel mehr erstaunt über die verschwenderische Farbenpracht dieses Steines, als daß Alin zu ihm sprechen konnte.

"Ich bin Ulux, der Schmied!" hatte Ulux sich vorgestellt.

Leicht verlegen schaute er Alin an, so, wie ein Mensch verlegen zum ersten Mal in die Augen seines Geliebten schaut.

"Du bist schön, so unbeschreiblich schön!"

"Schön für einen Stein, meinst du?" lachte Alin.

"Es kommt mir vor, du bist mehr als ein Stein. Du bist so voller Leben."

"Du schmeichelst mir, weißt Du das?"

Und tatsächlich, Alin schimmerte leicht rötlich, so, als sei ihm das Blut in den Kopf geschossen.

"Ich wollte dich nicht verlegen machen." lächelte Ulux und nahm Alin zwischen den Fingern der rechten und linken Hand hin und her, um ihn von allen Seiten betrachten zu können...

 


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