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Das innerkirchliche Klima
und der Priestermangel

Ein schlechtes innerkirchliches Klima, das sich bis in die Pfarreien durchschlägt, ist als wichtiger Grund für den anhaltenden Priestermangel hierzulande nicht zu leugnen. Das bestätigt Rainer Birkenmeier, langjähriger Direktor des Zentrums für Berufungspastoral. Bedrückend sei auch, daß seit einigen Jahren die Zahl der jungen Männer und Frauen, die als Pastoral- oder Gemeindereferenten arbeiten wollen, deutlich zurückgeht.
Der Zölibat, die in der katholischen Westkirche geltende Pflicht der Weltpriester zur Ehelosigkeit, sei nicht das entscheidende Hindernis meint Birkenmeier. Allerdings räumt er ein, daß unsere Gesellschaft ein "intensives Sexualleben in den verschiedensten Formen auch außerhalb der Ehe als einen der zentralsten Bausteine des Glücks" erachte.
Frage man nach den Sorgen unter Ordensanwärtern und Priesteramtskandidaten, so zeige sich, daß bei ihnen vor allem die Angst vor chronischer Überforderung, das schlechte Gemeinschaftsklima in der Kirche und die mangelnde Unterstützung und Wertschätzung des Zölibats im Vordergrund steht.
"Wenn zum Beispiel in Jugendgruppen und Gemeinden vorwiegend Unverständnis, Infragestellung, Verdächtigung oder Spott zu dieser Lebensform vorhanden sind, hat das ganz zweifellos negative Auswirkungen auf junge Männer, die daran denken, Priester zu werden."


Christ in der Gegenwart, 36/2003, S. 298

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